Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum hat gestern die Mieter:innen des Hauses Mauerweg 32 in Düsseldorf-Golzheim (direkt gegenüber der Synagoge) in ihrem Protest gegen den geplanten Abriss ihres Hauses, das aus Sicht der Bewohner:innen und erstem Augenschein weder besonders sanierungsbedürftig und schon gar nicht baufällig ist, unterstützt. Die Pressekonferenz vor dem Haus hatte großen Zuspruch und eine ausgesprochen gute mediale Resonanz. Siehe hier.
Die große Aufmerksamkeit hängt mit den Besonderheiten des Falles zusammen: Der Investor (PrivatCapital, DusInvest 22 GmbH) begründet den geplanten und von der Stadtverwaltung bereits genehmigten Abriss, sowie anschließenden Neubau damit, dass eine Vermietung und ggf. künftig nötige Sanierung für ihn unwirtschaftlich und deswegen ein „erheblicher Nachteil“ wäre. Vom Neubau (größere Wohnungen, doppelte Wohnfläche) und anschließender Vermietung zu „marktgerechten Mieten“ verspricht er sich eine deutliche höhere Rendite. Den zehn Mietparteien wird in einer bisher nicht üblichen, geradezu brutalen Offenheit mitgeteilt, dass sie dem Renditeinteresse des Investors im Wege stehen und ihre Mietverhältnisse deswegen gekündigt werden: Die Mieter:innen sind für den Investor ein Renditehemmnis und sollen verschwinden. Die Mietverhältnisse in der Immobilie stünden „bedauerlicherweise dieser einzig sinnvollen wirtschaftlichen Verwertung entgegen“, heißt es im Kündigungsschreiben.
Zu den Besonderheiten des Falles gehört aber auch, dass es sich bei den Bewohner:innen des Hauses um eine gut funktionierende, auf gegenseitiger Unterstützung basierende Hausgemeinschaft handelt. Die Mieter:innen sind entschlossen, sich zur Wehr zu setzen und die Investorenpläne nicht einfach hinzunehmen. Als Wohnungsbündnis werden wir sie dabei tatkräftig unterstützen.
Über den Einzelfall hinaus geht es darum, der um sich greifenden Vernichtung bezahlbaren Wohnraums im Bestand entgegenzutreten! Es droht im Wohnungsbestand mehr bezahlbarer Wohnraum verloren zugehen als überhaupt neuer gebaut werden kann. Wir halten es für einen Skandal, dass die Stadt Düsseldorf dem nichts entgegensetzt, sondern im Gegenteil mit formalrechtlichen Argumenten dem Treiben renditegieriger Investoren sogar den Weg bereitet. Das berechtigte Interesse der Mieter:innen, ihre Wohnung und ihre Hausgemeinschaft als Lebensmittelpunkt beizubehalten, findet in den Schreiben des Investors und im Antwortschreiben der Planungsdezernentin Zuschke auf einen offenen Brief der Mieter:innen noch nicht einmal eine beiläufige Erwähnung, von einer Geste der Anteilnahme ganz zu schweigen. Die Interessen der Mieter:innen spielen offensichtlich überhaupt keine Rolle! Das können wir nicht hinnehmen!
Ab September planen wir daher im Rahmen eine Kampagne, die von der Bewegungsstiftung gefördert wird, weiteren Mieter:innen Schutz einzufordern. Achtet hier auf weitere Ankündigungen.