In Düsseldorf hat es nach der de facto Pleite der Adler Group nun auch die Immobilienunternehmen Centrum (u.a. Calatrava Projekt an der Kö), Development Partner, Project Immobilien (steht u.a. für den Brause-Abriss) und jetzt Euroboden in Gerresheim erwischt. Sie alle mussten Insolvenz anmelden. Quaterback, die am Niederkasseler Lohweg offensichtlich versuchen, Mieter:innen rauszumobben, um entmietete Immobilien zu verkaufen, statt neue Wohnungen zu bauen, könnte der nächste Pleitekandidat sein. Das sind keine Einzelfälle mehr. Wir haben es mit einer veritablen Krise auf dem Immobilienmarkt zu tun, über Düsseldorf hinaus. Selbst Wohnungsgroßkonzerne wie LEG und Vonovia machen Verluste und müssen Wohnungsbestände verkaufen, um ihre Verbindlichkeiten zu begleichen.

Aber auch anderswo in der Welt gibt es beunruhigende Krisenmeldungen: In der VR China ist inzwischen nach dem großen Immobilienkonzern Evergrande ein weiterer Branchenriese, Country Garden, an den Rand der Insolvenz geraten. Der Immobiliensektor insgesamt ist für die chinesische Wirtschaft von enormer Bedeutung. Würden beiden Großkonzerne unkontrolliert zusammenbrechen, hätte das schwerwiegende Folgen für die chinesische Wirtschaft. Und weil die inzwischen auch für die Weltwirtschaft von großer Bedeutung ist, hätte das auch weltwirtschaftliche Folgen.

Bedeutet das nun ein Platzen der Immobilienblase? Eine Ökonomen“weisheit“ besagt, dass man eine Spekulationsblase erst erkennt, wenn sie geplatzt ist. Diese Banalität ist keine wissenschafliche Erkenntnis, sondern Alltagserfahrung: Hinterher ist man halt immer schlauer. Leider trifft diese Volksweisheit aber nicht auf den Immobilienmarkt zu. Hier gilt eher das Motto ’Nach der Blase ist vor der Blase‘. Oder anders gesagt: Die überlebenden Krisengewinnler machen weiter wie vorher – bis zum nächsten Crash.

Wahrscheinlich ist es müßig, darüber zu spekulieren, ob das Krisengeräusch, das wir gerade hören, mehr ist als die aus der Blase entweichende Luft. Die Gefahr ist aber auf jeden Fall real, dass die Blase platzt – mit unkalkulierbaren Folgen.

Was folgt daraus?

1. Eine Erkenntnis: Die Immobilienblase hat sich nicht erst seit Kurzem entwickelt. Sie hat sich im Laufe eines über 10jährigen Immobilienbooms gebildet, weil Investoren die Preise in astronomische Höhen spekuliert haben. Dass das nicht auf Dauer sein kann, wussten alle. Und dass man an eine Grenze gestoßen ist, ab der sich die Preise nicht mehr ohne Weiteres am Markt realisieren lassen, hat sich schon im Jahr 2021 gezeigt – also lange vor dem Ukraine-Krieg und allen damit zusammenhängenden Folgen wie u.a. hohe Energiepreise, Inflation, hohe Zinsen, hohe Baukosten, die jetzt gern als Erklärungen für die Krise herangezogen werden. Das alles spielt eine Rolle, aber die Krise auf dem Immobilienmarkt ist vor allem die Krise eines spekulativen Geschäftsmodells.

2. Eine Forderung: Jetzt wird der Ruf der Immobilienwirtschaft immer lauter, „der Staat“ möge helfen (als Regulierer wollte man ihn vorher unbedingt draußen halten), was ja nur heißt, die Allgemeinheit möge die Verluste der Spekulanten übernehmen, damit sie wieder Appetit auf Investitionen bekommen. Man muss daran erinnern, dass der Immobilienmarkt die Wohnungskrise nicht gelindert, sondern im Gegenteil mit heraufbeschworen und verschärft hat. Der Markt hat im Boom versagt, ausreichend bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen. Aber statt  privaten Investoren jetzt mit Steuermitteln unter die Arme zu greifen, sollten diese Mittel besser in den Aufbau eines kommunalen, nicht vom Markt bestimmten Wohnungssektors fließen!

Wenn die Kommunen jetzt Immobilien günstig aus der Insolvenzmasse vom Pleiteunternehmen erwerben können, sollten sie das tun – aber nicht, um sie dann postwendend an den nächsten Privatinvestor weiterzureichen! Sie sollten sie vielmehr behalten und für den Aufbau eines kommunalen, dem  Markt entzogenen, demokratisch kontrollierten Wohnungssektors einsetzen. Darin hätten auch die Genossenschaften, und sogar private Wohnungsunternehmen ihren Platz, wenn sie sich im Mietwohnungsbau am Prinzip der Kostenmiete und nicht dem der Renditemaximierung orientieren. Auf diese Weise könnten bestehende Wohnungen erhalten bleiben und neue gebaut werden, die sich nicht nur wenige, sondern alle Bewohner:innen der Stadt  leisten können.

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